Andreas Eschbach by Exponentialdrift

Autor:Exponentialdrift
Format: epub

dem Verlobungsiing immer noch in der Tasche. * * * DrauBen dunkelte es. Professor Dr. Gemhardt Schmidt saB iiber Verwaltungskram, von dem er sich nur zu gem ablenken lieB, als das Telefon klingelte. Er nahm ab. "Ja?" "Der englische Patient ist auf Reisen gegangen", sagte eine Stimme mit britischem Akzent am anderen Ende der Leitung. Die Gestalt des Neurologen straffte sich. "Also doch. Und? WeiB man, wohin?" Soweit wir wissen, nimmt er an einer Studienreise nach Koln teil.

22 Das war morgens immer der Moment der Ankunft: nach dem Uringestank des Parkhauses, nach den Abgasschwaden in den StraBen und dem ranzigen Fettmief kalter ImbiBbuden das glaseme Portal der Parfumerie aufzuschlieBen und einzutreten in die Welt der Diifte, umfangen und umhullt zu werden von duftig-fmchtigen Aromen und sinnlich-schwerem Moschus. Eine andere Welt, strati lend, hell, wunderbar, eine Welt, die nichts gemein hatte mit den kalten Mauem und muffigen Mienen dort drauBen. Evelyn Abel brauchte nur durch diese Tiir zu treten, um zu spiiren, wie sie groBer und gerader, wie sie verwandelt wurde und erhoben in andere Ebenen des Daseins. Obwohl sie in letzter Zeit eigentlich fortwahrend dort lebte, in diesen anderen Ebenen des Daseins. Was an Bernhard lag, der wie verwandelt war seit jenem Abend, an dem sie die Initiative ergriffen hatte. Sein sexuelles Erwachen verbliiffte sie seither jeden Tag aufs neue. Wie ein Jugendlicher war er, konnte nicht genug kriegen, und das auf so staunende, unschuldige Weise, daB die Erklamng, er sei ein AuBerirdischer, der im Korper eines Menschen das Leben der Menschen erforschte, fast die glaubhafteste war. Zugleich war er viel einfuhlsamer als je zuvor - weniger tolpatschig, nicht so ungeschickt und ungewollt grob wie friiher, sondem so, als habe er einen direkten Draht zu ihrem Nervensystem gefunden, durch den er mitempfand, was ihr gefiel und was nicht. Das Wort ,traumhaff war das einzige, das ihre Nachte zur Zeit einigermaBen treffend charakterisierte. "Dein Gschpusi hat gestem noch angerufen", eroffnete ihr Dorothee, die aus unerfindlichen Griinden Mitteilungen emotionalen Gehalts

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